A) Kooperative Lernphasen gestalten Die "mittleren Methoden" eines sich zu den Lerner*innen hin öffnenden Lernens verfügen über die Merkmale eines Lernens in sicheren Räumen, die gleichberechtigt, partizipativ-mitbestimmend und lerner*innenorientiert konzipiert sind. Von der inneren Struktur her sind sie durch die Grundidee des kooperativen Lernens verbunden. Ein solches Arbeiten und Lernen ist charakterisiert durch den Wechsel von kürzeren Phasen der Vermittlung durch die Lernbegleiter*innen (= gerichtete Darstellung und Weitergabe von Inhalten) und darauffolgenden längeren Phasen der eigenständigen Auseinandersetzung der Lerner*innen (= Erarbeitung und Aneignung des Lernthemas durch die Anwendung von speziellen Aneignungs- und Vertiefungsmethoden). Man spricht auch vom Lernen in wechselnden Aktivitätslagen. Ein wichtiger Bezugspunkt ist dabei die Erfahrung, dass die Lerner*innen am meisten von den Inhalten eines Themas behalten, wenn sie ihre Rolle wechseln und selbst zu Lehrenden werden ("Lernen durch Lehren"). Eine sehr anspruchsvolle, bei uns kaum bekannte und inhaltlich nachhaltige Methode zum thematischen Einstieg in die Aneignungsphase ist das „Concept Attainment“. Diese Methode bietet den einzigartigen Vorteil, dass es im gesamten weiteren Lernverlauf gemeinsam gebildete und kooperativ festgelegte Grundbegriffe gibt, die durch ihre Klarheit und Transparenz das Lernen erleichtern und weitertragen können. |
BASISMETHODEN FÜR KOOPERATIVE LERNPHASEN (Mesomethoden)
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Methodenblatt
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Visualisierung
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Beispiele
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Material
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Ausbildung
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Fortbildung
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Schulunterricht
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B) Eigenständiges Lernen ermöglichen Eigenständiges Lernen ist ein sich von der Lerninstruktion weg und zu den Lerner*innen hin öffnendes Lernen. Eine vorbereitende Methode zum selbstständigen Lernen ist das Stationenlernen. Diese Methode ist besonders in der Primarstufe als Ausgangform zum sich öffnenden Lernen verankert. Sie kann idealerweise den Übergang zu wirklich offenen Formen des eigenständigen Lernens wie die Arbeit mit Wochenplänen oder freiarbeitsorientierten Arbeitsformen vorbereiten und anbahnen. Die Wochenplanarbeit ist der nächste methodische Schritt hin zu einem sich zu den Lerner*innen hin öffnenden Lernen. Sie erlaubt den Lerner*innen mehr Selbststeuerung beim eigenständigen Lernen und eröffnet den Lernbegleiter*innen mehr Freiraum zum pädagogischen Handeln und zur individuellen Förderung. Freiarbeitsorientiertes Lernen ist die komplexeste Methode eines sich zu den Lerner*innen hin öffnenden Unterrichts. Freie Arbeit und ähnliche Lernsettings benötigen spezielle organisatorische und zeitliche Rahmenbedingungen und verlaufen meist recht materialintensiv, gewähren aber ein hohes Maß an individueller Zuwendung für die Lerner*innen. Das Gelingen von Freiarbeit setzt voraus, mit den Methoden des kooperativen Lernens, des Stationenbetriebs und der Wochenplanarbeit schon vertraut zu sein. Projektunterricht ist die Königsdisziplin eines prozessorientierten und praxisnahen Lernens, das die Interessen der Lerner*innen in den Mittelpunkt stellt und auch Wirksamkeit im sozialen Umfeld entfaltet. Das Lernen in Lernateliers ist geprägt durch wechselnde Lernszenarien, differenzierte Lernaufträge und Aufgabenstellungen, adaptive Lernunterstützung, formative Rückmeldungen und ressourcenorientierte Lernberatung. Damit gelingt es den Lernbegleiter*innen die Lerner*innen dort abzuholen, wo diese in ihrem Lernen stehen und ihrem Lernstand entsprechend individuell zu fördern. Eine Erkundung hat das Ziel, die Lerner*innen aus dem gewohnten Lernumfeld herauszuführen. Durch das Erkunden z.B. außerschulischer bzw. nicht künstlich gestalteter Lernorte wird versucht, die Wirklichkeit, so wie sie in einer Praxis oder Lebenswelt als tatsächlich erscheint, direkt und möglichst mit allen Sinnen zu erfahren. Ein zuvor nur schulisch erlerntes Wissen kann vor Ort eigenständig von den Lerner*innen überprüft und mit Erkundungserfahrungen verknüpft werden. Über längere und lange Lernsequenzen geplante und zielvoll in fünf Lernphasen strukturierte Lehrnarrangements versprechen den nachhaltigsten Lernerfolg. Alle genannten Unterrichtssettings zum eigenständigen Lernen können in die Aneignungsphase des Lernens in kooperativen Lehrnarrangements je nach Fokus der Lernintentionen durch die Lernbegleiter*innen zeitlich variabel eingebunden werden. |
SICH ÖFFNENDE LERNFORMEN (Makromethoden)
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C) Konzepte des Lernens "umdenken" Die zeitliche Ausdehnung der Aneignungsphase hängt von der Ausprägung der Selbstlern-Kompetenz und der sozialen und methodischen Kompetenzen der Lerner*innen ab. Da diese Kompetenzen Voraussetzung für die eigenständige Arbeit sind und gleichzeitig bei der Arbeit entwickelt werden, sind kleine Schritte angesagt. Selbstständiges Arbeiten muss auch erst einmal gelernt werden dürfen. Hinter einem solchen didaktischen Paradigmenwechsel stehen verschiedene theoretische Ansätze und Konzepte: Ganz grundsätzlich stehen sich ein althergebrachtes engführendes und ein neuentwickeltes erweiterndes Didaktikkonzept des Lernens, Lehrens und Unterrichtens gegenüber (PPP 1). Die Erkenntnisse aus der konstruktivistischen Didaktik und systemischen Pädagogik eröffnen einen neuen Blick auf die "Auslöseranreize" der Neugier, indem ein geschlossenes komplexes System (= Lerner*in) versucht, nachdem es kurzzeitig durch leichte Störungen (Perturbationen) aus dem Gleichgewicht gebracht wird, dieses Gleichgewicht durch "Lernen" wieder auszubalancieren und den inneren Frieden wiederzufinden (PPP 2). Auch hinter den Methoden des Kooperativen Lernens steht ein wohlüberlegtes didaktisches Konzept, das insbesondere auf die Tatsache Rücksicht nimmt, dass Lernen gemeinsam in einer Lerngruppe so verläuft, dass alle Lerner*innen sich sicher fühlen dürfen und so der Weg offen steht für gleichberechtigte, partizipativ-mitbestimmende, lerner*innenorientierte und somit egalitäre Bildungsbeteiligung (PPP 3). |
THEORETISCHE ANSÄTZE UND KONZEPTE
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